Gesundheitsdeterminanten
Informationen zu Gesundheitsdeterminanten werden der Liechtensteinischen Gesundheitsbefragung entnommen, die alle fünf Jahre in Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Bundesamt für Statistik durchgeführt wird. Die Resultate basieren auf einer Stichprobenerhebung. Für Liechtenstein beantworten rund 1’000 Personen die Fragen des telefonischen Interviews, das durch einen schriftlichen Fragebogen ergänzt wird. Die Ergebnisse werden knapp zwei Jahre nach Abschluss der Befragungen publiziert.
Gesundheitsdeterminanten 2022
Ergebnisse der Gesundheitsbefragung 2022
29.11.2024 - Alle fünf Jahre erhebt das Amt für Statistik Informationen über die Gesundheit der liechtensteinischen Bevölkerung. In der dritten Gesundheitsbefragung 2022 wurden 982 zufällig ausgewählte Personen in Liechtenstein befragt. Die Ergebnisse wurden in drei Publikationen auf dem Statistikportal veröffentlicht:
Gesundheitsrelevante Verhaltensweisen wie körperliche Aktivität, Ernährung oder Alkoholkonsum sowie die Nutzung von Geldspielangeboten oder digitalen Medien gehören zu den Gesundheitsdeterminanten. Ebenfalls hier enthalten sind die Bedingungen beim Wohnen und bei der Arbeit.
Ein zweiter Block besteht aus Angaben zum Gesundheitszustand. Hier wurde nach der Häufigkeit von Krankheiten und Beschwerden, aber auch nach der psychischen Gesundheit und dem Medikamentenkonsum gefragt. Im Jahr 2022 wurden zusätzlich Informationen zum Gesundheitszustand in Bezug auf die Covid-19-Pandemie erhoben.
In einer dritten Publikation werden Informationen zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems präsentiert. Neben Daten zu Arztkonsultationen werden auch Daten zur Behandlung psychischer Probleme sowie zu para- und komplementärmedizinischen Leistungen dargestellt. Ebenso werden Daten zur medizinischen und pflegerischen Versorgung im Spital, zu Hause oder in informellen Strukturen sowie zur Prävention zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen Informationen zu weiteren Themen wie Organspende oder Grippeimpfungen.
Körperliche Aktivität ist bei 4/5 der Bevölkerung ausreichend
Fast 4 von 5 Personen in Liechtenstein sind ausreichend aktiv oder trainiert (79%). Dabei sind Männer mit 43% deutlich häufiger trainiert als Frauen mit 29%. Allerdings lässt sich bei den insgesamt 44% ausreichend Aktiven kein signifikanter Geschlechterunterschied mehr ausmachen. Körperlich inaktiv sind lediglich 5% der Bevölkerung. Bei der sportlichen Aktivität hingegen fällt der inaktive Anteil deutlich höher aus. Mit 34% fällt rund ein Drittel der Bevölkerung in diese Kategorie.
Ebenfalls abgefragt wurde die Sitzdauer an einem gewöhnlichen Wochentag. Dabei wurde sowohl die Arbeitszeit, als auch die Freizeit berücksichtigt. Im Vergleich zu 2017 zeigt sich eine Verschiebung hin zu mehr Sitzstunden am Tag. Während bei der Befragung 2017 noch knapp ein Drittel weniger als 4 Stunden pro Tag sass, sind es 2022 noch 24%. Der grösste Anteil sitzt täglich zwischen 4 und 5 Stunden (28%). Auf die höchste Kategorie mit 10 und mehr Stunden sitzen entfallen 15% der Bevölkerung, wobei Männer mit 19% häufiger so lange sitzen als Frauen mit 11%.
Täglicher Fleisch- oder Wurstkonsum nimmt ab
2022 konsumiert noch jede zehnte Person täglich Fleisch oder Wurstwaren. Im Gegensatz zu 2017 mit 18% und 2012 mit 16% ist eine Verschiebung hin zu weniger Fleischkonsum zu beobachten. Entsprechend steigt der Anteil der Bevölkerung, der gänzlich auf diese Produkte verzichtet, von 3% (2012) auf 6% (2022). Eine zeitliche Veränderung im Mittelfeld (an 4 bis 6 respektive an 1 bis 3 Tagen pro Woche) kann aufgrund des Konfidenzintervalls nicht genau bestimmt werden. Besonders 15 bis 39-Jährige essen täglich Fleisch oder Wurstwaren mit 16%, während dieser Anteil bei den 40 bis 64-Jährigen lediglich bei 8% liegt. Ebenfalls beachtlich ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Bei den Männern ist der Anteil derer, die täglich Fleisch- und Wurstwaren essen, mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen (15% gegenüber 6%).
Auf bestimmte Dinge bei der Ernährung achten nach wie vor 3 von 4 Personen. Das ist ein etwas höherer Anteil als in der Schweiz, wo 71% auf ihre Ernährung achten. Bezüglich Geschlecht, Alter und Bildungsstand lassen sich in Liechtenstein keine signifikanten Unterschiede feststellen.
Dagegen ist der Konsum von gezuckerten Getränken bei den Frauen klar geringer als bei den Männern. Mit 35% verzichten Männer deutlich seltener komplett auf gezuckerte Getränke als Frauen, bei denen dieser Anteil die Hälfte ausmacht. Zudem sind markante Unterschiede in Bezug auf das Alter zu beobachten. 68% der über 65-Jährigen aber nur 23% der 15 bis 39-Jährigen trinken nie gezuckerte Getränke.
Auch was den Früchte- und Gemüsekonsum angeht, ernähren sich Frauen gesundheitsbewusster. Den Merkspruch «5 am Tag» befolgen 18% der Frauen und 10% der Männer. Insgesamt isst mit 45% fast die Hälfte der Bevölkerung 0 bis 2 Portionen Früchte oder Gemüse pro Tag.
Anteil übergewichtiger Personen stabil
Im Jahr 2022 sind 47% der Bevölkerung Liechtensteins zu schwer. Der Anteil mit Adipositas, also einem BMI über 30, liegt bei 13%. Während im Jahr 2017 die Männer in dieser Gruppe noch stärker vertreten waren, ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern im Jahr 2022 nicht mehr signifikant. Zu leicht, mit einem BMI von unter 18.5 sind knapp 4% der Bevölkerung. Auch dieser Wert hat sich über die letzten der Befragungen (2012, 2017, 2022) nicht signifikant verändert.
Durchschnittlich sind die Menschen in Liechtenstein 172cm gross und 74.6kg schwer. Frauen sind mit 165cm und 66kg im rund 13cm kleiner und 18kg leichter als Männer mit 179cm und 84kg.
Die Meisten trinken 1 bis 2 Mal pro Woche Alkohol
Rund ein Drittel der liechtensteinischen Bevölkerung trinkt 1 bis 2 Mal pro Woche alkoholische Getränke. Mit 29% trinkt ein ähnlich grosser Anteil weniger als 1 Mal pro Woche Alkohol. Knapp 6% konsumieren täglich alkoholische Getränke.
Neben der Häufigkeit wurde auch nach der Intensität des Alkoholkonsums gefragt. Rauschtrinken wird bei Männern mit 5 und bei Frauen mit 4 Standardgläsern pro Trinkgelegenheit erreicht. Bei 17% Alkoholabstinenten und 34%, die die Bedingung des Rauschtrinkens nie erfüllen, verbleiben 17%, die diese Mengen 1 Mal pro Monat oder öfter konsumieren und knapp ein Drittel, das dies seltener tut. Beim (mindestens) monatlichen Rauschtrinken sind zwei Unterschiede festzustellen: Männer trinken häufiger als Frauen (24% gegenüber 10%) und die 15 bis 39-Jährigen häufiger als die 40 bis 65-Jährigen (27% gegenüber 13%). Die Unterschiede zwischen den Gruppen entsprechen damit jeweils mehr als einer Verdopplung.
Aus den Angaben der Gesundheitsbefragung wurde auch das Risiko für chronischen Alkoholkonsum ermittelt. 4% der Bevölkerung weisen ein erhöhtes oder mittleres Risiko auf. Mit 80% ist der Grossteil 2022 einem geringen Risiko ausgesetzt.
Fast 1/4 raucht
Der Anteil der Raucherinnen und Raucher ist in den letzten 10 Jahren der Gesundheitsbefragung (2012-2022) nicht signifikant zurückgegangen. Auch zwischen den Geschlechtern und dem Bildungsniveau lassen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen. Einzig der Vergleich zwischen der Altersgruppe der über 65-Jährigen zu den 15 bis 39-Jährigen zeigt eine ungleiche Verteilung. Mit 29% rauchen in der zweiten Gruppe fast doppelt so viele, wie in der ersten. Der Grösste Teil der Raucherinnen und Raucher raucht täglich (17% der Gesamtbevölkerung). Die Menge pro Tag ist mit Anteilen zwischen 4% und 6% pro Kategorie gleichmässig verteilt. Der kleinste Anteil (4%) raucht 20 Zigaretten-Äquivalente und mehr pro Tag. Ähnlich viele, nämlich 5%, rauchen weniger als ein Zigaretten-Äquivalent pro Tag.
Ebenfalls erfragt wurde das Passivrauchen: 89% der nichtrauchenden Bevölkerung sind keinem Rauch von Tabakprodukten ausgesetzt. Das sind mehr als noch 2012 mit 83% und mehr als in der Schweiz mit 82%. In Liechtenstein rauchen insgesamt 9% der nichtrauchenden Bevölkerung weniger als 1 Stunde pro Tag passiv. In der Schweiz sind es 14%.
Kein Drogenkonsum bei 72% der Bevölkerung
Aufgrund der kleinen Fallzahl der Drogenkonsumierenden in der Stichprobe lassen die Angaben zum Drogenkonsum wenig Schlussfolgerungen zu. Noch nie Drogen konsumiert haben 72% der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. 2012 waren es noch 80%. Seit 2017 ist allerdings keine deutliche Veränderung mehr auszumachen. Die Zahlen decken sich mit der einzelnen Betrachtung des Cannabiskonsums. Harte Drogen, wie beispielsweise Heroin und Kokain, werden von weniger Personen konsumiert. Der Anteil an Personen, die noch nie harte Drogen konsumiert haben liegt bei 94%. Dabei sind Frauen mit einem Unterschied von 7 Prozentpunkten stärker vertreten als Männer. Ebenfalls ist der Anteil jener, die noch nie harte Drogen genommen haben, bei den Älteren mit 97% höher als bei Jüngeren mit 89%.
Wieder weniger spielen um Geld
Mit 47% spielten in den letzten 12 Monaten vor der Befragung 2022 weniger Personen um Geld als noch 2017 (59%). Dabei sind Männer mit 53% häufiger vertreten als Frauen mit 41%. Ebenfalls seltener zu dieser Gruppe zählen mit 29% über 65-Jährige im Vergleich zu den jüngeren Alterskategorien mit 52%. Ein klarer Unterschied zeigt sich zudem beim Vergleich des Bildungsstandes: Von den Personen mit dem Abschluss der obligatorischen Schule als höchste Ausbildung haben 60% noch nie an Geldspielen teilgenommen. Hingegen geben lediglich 27% der Personen mit einem Tertiärabschluss die gleiche Antwort. Von der Gesamtbevölkerung haben 35% noch nie an Geldspielen teilgenommen.
Die meisten Personen, die um Geld gespielt haben, nutzen Angebote von Lotterien in der Schweiz (38% der Gesamtbevölkerung). Weitere 11% spielten am Tisch und 8% an Automaten oder Slot Maschinen in Liechtensteiner oder Schweizer Casinos. Andere Geldspielangebote wurden von 9% in Anspruch genommen. Insbesondere im letztgenannten Bereich hat die Geldspielaktivität abgenommen, von 18% im Jahr 2017. Bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich.
Die Verteilung bezüglich des pathologischen Spielverhaltens sieht wie folgt aus: 58% spielen risikoarm und 6% risikoreich. Weniger als 1% entfallen auf die Kategorie pathologisches Geldspiel. Aufgrund der geringen Fallzahl in dieser letzten Kategorie, lassen sich hierzu allerdings keine robusten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen.
Jede 20. Person nutzt das Internet problematisch
11% der Bevölkerung weisen eine symptomatische oder bereits problematische Nutzung des Internets auf. Während 9% das Internet überhaupt nicht nutzen, besteht für 81% keine Problematik bei der Nutzung. Aufgrund der geringen Fallzahlen in den einzelnen Kategorien bei den Personen mit problematischer oder symptomatischer Nutzung lassen sich keine Unterschiede nach Geschlecht, Alter und Bildungsstand feststellen. Dieser Index wird aus einer Reihe von Fragen zur Internetnutzung berechnet. Weitere Informationen sind im Dokument Methodik und Qualität zu finden.
Lärm durch Strassenverkehr ist die häufigste Störung zu Hause
2022 fühlten sich 14% der Bevölkerung zu Hause vom Lärm durch Strassenverkehr gestört. Dieser Anteil unterscheidet sich nicht signifikant von den Ergebnissen der letzten Befragungen (2012, 2017). Weitere 11% fühlen sich durch Lärm von Personen oder Kindern aus fremden Haushalten gestört. Störungen durch die Landwirtschaft treten bei 9% der Bevölkerung zu Hause auf und für 8% ist Licht von Aussenanlagen oder Strassenbeleuchtungen eine Problemquelle. Bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich. Im Vergleich zur Schweiz fallen die Störungen generell bei weniger Personen an, mit Ausnahme der Störungen durch die Landwirtschaft, von denen in Liechtenstein mehr Personen betroffen sind. Dabei ist die unterschiedliche Struktur der Länder, insbesondere fehlende grössere Städte in Liechtenstein, als Kontext zu berücksichtigen.
Hälfte der Erwerbstätigen muss an zu viele Dinge gleichzeitig denken
Weitere Gesundheitsdeterminanten hängen mit der beruflichen Situation zusammen. Bei der Gesundheitsbefragung wurden verschiedene arbeitsbezogene, psychosoziale Risiken abgefragt. Am häufigsten wird das Risiko genannt, immer oder meistens an zu viele Dinge gleichzeitig denken zu müssen. Die Hälfte der Erwerbstätigen beantwortete eine entsprechende Frage mit «ja». Ebenfalls ein grosser Anteil, nämlich ein Drittel, muss sich immer oder meistens beeilen, um die Arbeit erledigen zu können. Knapp ein Viertel erlebt immer oder meistens Stress bei der Arbeit. Dieses Risiko betrifft insbesondere die jüngere Alterskategorie der 15 bis 39-jährigen, mit 33%. Bei den 40 bis 64-Jährigen sind mit 17% nur halb so viele betroffen. Ein weiteres häufiges Risiko besteht in beruflichen Aufgaben, die den persönlichen Werten widersprechen. Darunter leidet mit 26% gut ein Viertel der Erwerbstätigen.
Ebenfalls relevant und häufiger sind die physischen Risiken am Arbeitsplatz. Hierbei gelten Personen als betroffen, wenn eine Bedingung während eines Viertels der Arbeitszeit erfüllt ist. Mit 60% übt mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen stets die gleichen Hand- oder Armbewegungen aus. In schmerzhafter oder ermüdender Körperhaltung müssen 44% der Erwerbstätigen arbeiten. Weitere Risiken betreffen jeweils rund ein Viertel: Stehen (26%, mindestens ein Drittel der Arbeitszeit), Tragen oder Bewegen schwerer Lasten (23%) und hohe Temperaturen (23%). Letzteres Risiko betrifft vor allem Männer (31%), Frauen sind deutlich seltener betroffen (13%). Die weiteren physischen Risiken betreffen 20% und weniger und sind in den Tabellen im Kapitel 10 aufgeführt.
Angst zu haben, den Arbeitsplatz zu verlieren ist ein weiterer die Gesundheit belastender Faktor. 8% der Erwerbstätigen verspüren diese Angst, 42% eher nicht und mit 51% ist gut die Hälfte davon gar nicht betroffen. Insgesamt sind 82% ziemlich oder sehr zufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Dabei gibt es keine signifikanten Unterschiede nach Geschlecht oder Alter.
Methodik & Qualität
Zweck dieses Dokuments ist es, den Nutzerinnen und Nutzern Hintergrundinformationen über die Methodik und die Qualität der statistischen Informationen zu bieten. Dies ermöglicht, die Aussagekraft der Ergebnisse besser einzuschätzen.
Der Abschnitt über die Methodik orientiert zunächst über Zweck und Gegenstand der Statistik und beschreibt dann die Datenquellen sowie die Datenaufbereitung. Es folgen Angaben zur Publikation der Ergebnisse sowie wichtige Hinweise.
Der Abschnitt über die Qualität basiert auf den Vorgaben des Europäischen Statistischen Systems über die Qualitätsberichterstattung und beschreibt Relevanz, Genauigkeit, Aktualität, Pünktlichkeit, Kohärenz und Vergleichbarkeit der statistischen Informationen.