Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) vermittelt ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen Vorgänge in Liechtenstein und dient als Grundlage für eine Vielzahl von Analysen.

Liechtensteinische Volkswirtschaft im Aufschwung

28.11.2023 - Die liechtensteinische Wirtschaft war bereits im Jahr 2021 wieder voll im Schwung und wuchs so schnell wie seit Jahren nicht mehr.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Liechtensteins betrug im Jahr 2021 rund CHF 7.0 Mrd. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das nominale Bruttoinlandsprodukt um 17.2%. Dieser deutliche Anstieg folgte auf den BIP-Einbruch von 6.0% im Pandemiejahr 2020 und einem Rückgang von 2.3% im Jahr 2019. Das BIP misst die Produktionsleistung eines Landes. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) erhöhte sich hingegen im Jahr 2021 um 0.6% auf rund CHF 6.5 Mrd. Das BNE umfasst die Einkommen der Unternehmen, des Staates und der Einwohner aus Arbeit und Vermögen.

Produktionsleistung stark gestiegen

Das Bruttoinlandsprodukt der liechtensteinischen Volkswirtschaft wuchs im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 17.2% auf CHF 7‘046.1 Mio. Dieser deutliche Anstieg folgte auf den BIP-Einbruch von 6.0% im Pandemiejahr 2020 und einem Rückgang von 2.3% im Jahr 2019. In der am 10. März 2023 veröffentlichten „Schätzrechnung Bruttoinlandsprodukt 2021“ wurde für das Jahr 2021 noch von einem BIP-Wachstum von 9.2% ausgegangen. Revidierte Daten einer in Umstrukturierung befindlichen Konzerngesellschaft führten zu einer Korrektur des BIP-Wachstums in der VGR 2021. Mehr dazu ist unter „Methodik und Qualität“ im Abschnitt „Genauigkeit“ zu finden.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Beschäftigten (umgerechnet auf Vollzeitäquivalente im Jahresdurchschnitt) lag im Jahr 2021 bei rund 213‘000 Franken, gegenüber 179'000 Franken im Vorjahr. Dies entspricht einer Zunahme des BIP pro Beschäftigten von 18.9%.  Ländervergleiche mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner führen im Falle Liechtensteins zu irreführenden Ergebnissen. Aufgrund des hohen Anteils der im Ausland wohnhaften Arbeitskräfte an der Gesamtzahl der Beschäftigten in Liechtenstein – Ende 2021 lag ihr Anteil bei 56% – können vom BIP keine Rückschlüsse auf die Einkommenssituation der liechtensteinischen Bevölkerung gezogen werden. Für den Vergleich mit anderen Ländern eignet sich daher das BIP pro Beschäftigten, da alle in Liechtenstein arbeitenden Personen zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts beitragen.

Die Arbeitsproduktivität, gemessen als Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten, stieg um 17.9% auf rund 204'000 Franken im Jahr 2021. Die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten misst die Arbeitsproduktivität und drückt damit die Effizienz aus, mit welcher der Produktionsfaktor Arbeit im Produktionsprozess eingesetzt wird.

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Einblick in die Struktur der Volkswirtschaft

Die Aufschlüsselung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nach institutionellen Sektoren gibt einen Einblick in die Struktur der Wirtschaft. Der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften leistete mit 75% den grössten Beitrag zur Wertschöpfung im Jahr 2021. 11% der Wertschöpfung entfielen auf den Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften. Finanzielle Kapitalgesellschaften sind vor allem Banken und Versicherungen in der Rechtsform der Aktiengesellschaft. Die restlichen 14% der Wertschöpfung verteilten sich auf den Sektor Staat mit 7% und die Sektoren private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck mit 7% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung.

Im Jahr 2021 betrug die Bruttowertschöpfung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften CHF 5‘050.7 Mio. (+17.5%), jene der finanziellen Kapitalgesellschaften CHF 769.1 Mio. (+24.0%) und jene der privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck auf CHF 480.9 Mio. (+6.1%). Der Staatssektor erwirtschaftete CHF 448.1 Mio. (+1.8%).

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Drei grosse Wirtschaftszweige erbringen 40% der Bruttowertschöpfung

Im Jahr 2021 stieg die Bruttowertschöpfung um 16.1% gegenüber dem Vorjahr. Im vorangegangenen Pandemiejahr 2020 war ein gesamtwirtschaftlicher Wertschöpfungsrückgang von 5.9% zu verzeichnen.  Die Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft belief sich im Jahr 2021 auf CHF 6‘748.8 Mio. Die Wertschöpfung des Industriesektors betrug CHF 2‘832.6 Mio. (+16.9%) und diejenige des Dienstleistungssektors CHF 3‘904.5 Mio. (+15.6%). Der Landwirtschaftssektor erwirtschaftete CHF 11.7 Mio.

Die drei bedeutendsten Wirtschaftszweige der liechtensteinischen Wirtschaft trugen im Jahr 2021 zusammen über 40% zur gesamten Wertschöpfung bei. Auf den mit Abstand grössten Wirtschaftszweig, den Maschinenbau, entfiel ein Anteil von 18.9%. Auf die Finanz- und Versicherungsdienstleister entfielen 11.5% und auf den Wirtschaftszweig Rechts-, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung 9.8% der gesamten Bruttowertschöpfung Liechtensteins.

Im Industriesektor haben die beiden grössten Industriezweige ihre Bruttowertschöpfung deutlich gesteigert: der Maschinenbau um CHF 124.5 Mio. (+10.8%) und der Fahrzeugbau um CHF 67.9 Mio. (+32.2%). Zusammen erwirtschafteten diese zwei Wirtschaftszweige eine Wertschöpfung von CHF 1‘552.3 Mio., was bereits 54.8% der Bruttowertschöpfung des Industriesektors ausmacht. Fast sämtliche Industriezweige verzeichneten Zuwächse, lediglich der Bergbau (CHF -1.2 Mio. bzw. -10.5%), der Wirtschaftszweig „Kokerei, Mineralölverarbeitung; Herstellung chemischer, pharmazeutischer Erzeugnisse“ (CHF -1.4 Mio. bzw. -12.9%) und das Baugewerbe (CHF -10.6 Mio. bzw. -4.0%) mussten Einbussen verkraften.

Auch die drei Schwergewichte des Dienstleistungssektors, die Finanz- und Versicherungsdienstleister (CHF +147.9 Mio. bzw. +23.6%), der Wirtschaftszweig „Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung“ (CHF +59.2 Mio. bzw. +9.9%) sowie der Wirtschaftszweig „Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge“ (CHF +42.6 Mio. bzw. +9.8%) steigerten ihre Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr. Ihre Gesamtwertschöpfung belief sich im Jahr 2021 auf CHF 1‘910.2 Mio., was einem Anteil von 48.9% an der Wertschöpfung des Dienstleistungssektors entspricht. Ähnlich wie in der Industrie war auch im Dienstleistungssektor in fast allen Wirtschaftszweigen ein Wachstum zu beobachten. Lediglich die Wirtschaftszweige „Verkehr, Lagerei“ (CHF -3.2 Mio. bzw. -3.1%), „Gastgewerbe/ Beherbergung und Gastronomie“ (CHF -8.6 Mio. bzw. -21.8%), „Erziehung, Unterricht“ (CHF -7.0 Mio. bzw. -16.0%) und die Telekommunikation (CHF -1.2 Mio. bzw. -4.2%) mussten Rückgänge hinnehmen.

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Die Einkommensseite der liechtensteinischen Volkswirtschaft

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) nahm im Jahr 2021 um 0.6% auf CHF 6‘487.2 Mio. zu.  Im 2020 waren es noch CHF 6‘446.4 Mio. gewesen.

Das BNE umfasst die Arbeits- und Vermögenseinkommen von Unternehmen, Staat und Einwohnern. Rein rechnerisch wird das BNE berechnet, indem der Saldo aus Arbeits- und Vermögenseinkommen zwischen Inländern und Ausländern zum BIP addiert wird.

Das Bruttonationaleinkommen pro Einwohner belief sich im Berichtsjahr wie im Vorjahr auf rund 166‘000 Franken.

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Kapitalgesellschaften mit mehr Reserven

Die Volkseinkommenskonto gibt Auskunft über die Struktur der Einkommensseite. Es zeigt, welcher Anteil des Volkseinkommens an die privaten Haushalte, die Kapitalgesellschaften und den Staat geht. Die privaten Haushalte erhielten 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens in Form von Arbeitnehmerentgelten, Vermögenseinkommen und Betriebsüberschüssen der Selbstständigen. Die Kapitalgesellschaften erhielten 42% (20%) des Volkseinkommens aus ihrer unternehmerischen Tätigkeit und ihrem Vermögen. Der Staat erhielt 2% (3%) des Volkseinkommens in Form von Vermögenseinkommen. Es ist zu beachten, dass diese Aufschlüsselung die primären Einkommensströme vor Steuern und vor staatlichen Transfers wie Renten und Sozialleistungen darstellt und noch keine Informationen über das verfügbare Einkommen der einzelnen Gruppen liefert.

Im Jahr 2021 flossen 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens oder CHF 2‘865.4 Mio. (CHF 3‘064.5 Mio.) an die privaten Haushalte. Das Einkommen der privaten Haushalte setzt sich aus den Arbeitnehmerentgelten, den Einkommen aus selbständiger Erwerbstätigkeit und den Vermögenseinkommen zusammen. Die privaten Haushalte erhielten CHF 49.7 Mio. mehr an Arbeitnehmerentgelten als im Vorjahr. Die Arbeitnehmerentgelte der erwerbstätigen Einwohner nahmen damit um 2.3% zu. Gleichzeitig stiegen die Einkommen der Selbstständigen um CHF 3.1 Mio. oder 5.2%. Demgegenüber sanken die Vermögenseinkommen der privaten Haushalte im Berichtsjahr um 29.5% und beliefen sich auf CHF 601.0 Mio., verglichen mit CHF 852.9 Mio. im Jahr 2020. Die privaten Haushalte erhalten vor allem Kapitalerträge in Form von Zinsen, Dividenden und Mieteinnahmen.

2021 entfielen 44% des Volkseinkommens auf die Kapitalgesellschaften und den Staat. Im Jahr 2020 waren es noch 23% gewesen. Grund dafür ist der Aufbau von Unternehmensreserven bei den Kapitalgesellschaften. Im Jahr 2020 hatten die unverteilten Einkommen der Kapitalgesellschaften noch CHF 548.6 Mio. betragen. Im Jahr 2021 stiegen die unverteilten Einkommen um CHF 1‘299.3 Mio. und betrugen CHF 1‘848.0 Mio. Die direkten Steuern der Kapitalgesellschaften stiegen im Berichtsjahr um CHF 44.5 Mio. auf CHF 265.8 Mio. Das gesamte unverteilte Einkommen der Kapitalgesellschaften (inkl. direkte Steuern der Kapitalgesellschaften) betrug 2021 CHF 2‘113.8 Mio., gegenüber CHF 770.0 Mio. im Vorjahr. An Vermögenseinkommen flossen dem Staat im Jahr 2021 CHF 106.9 Mio. zu, im Vorjahr waren es noch CHF 112.8 Mio. gewesen.

Pro Kopf der Bevölkerung betrug das Volkseinkommen im Jahr 2021 rund 130‘000 Franken. Im Vorjahr waren es noch 101‘000 Franken gewesen.

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Anteil des Industriesektors in Liechtenstein deutlich höher

Die Schweiz verzeichnete im Jahr 2021 einen Anstieg des BIP um 6.7% und des Bruttonationaleinkommen um 8.7%. Liechtensteins Bruttowertschöpfung betrug im Jahr 2021 rund CHF 6.7 Mrd. Die Bruttowertschöpfung der Schweizer Volkswirtschaft war mit CHF 722.4 Mrd. 107 Mal grösser als diejenige Liechtensteins. In Liechtenstein hat der Industriesektor nach wie vor einen sehr hohen Anteil an der Bruttowertschöpfung. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil mit 42.0% rund 16 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Die Dienstleister trugen in Liechtenstein 57.9% zur gesamten Wertschöpfung bei. In der Schweiz lag der Wertschöpfungsanteil des Sektors 3 bei 73.0%. Der Wertschöpfungsanteil des Landwirtschaftssektors betrug in Liechtenstein 0.2% und in der Schweiz 0.6%.

Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren in Liechtenstein stark

Vergleicht man die Bruttowertschöpfung der beiden Länder nach Wirtschaftszweigen, so sticht der NOGA-Abschnitt Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren hervor. Mit rund 37% ist der Anteil in Liechtenstein über 18 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Der NOGA-Abschnitt „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ ist mit einem Anteil von rund 11% in Liechtenstein und rund 10% in der Schweiz in beiden Ländern von ähnlicher Bedeutung. Der NOGA-Bereich „Handel; Instandhaltung, Reparatur von Kraftfahrzeugen“ ist in der Schweiz deutlich stärker vertreten. Mit rund 14% ist der Anteil in der Schweiz über 7 Prozentpunkte höher als in Liechtenstein.

Der Kaufkraftstandard (KKS) ist eine künstliche Währungseinheit. Theoretisch kann mit einem KKS in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden. Aufgrund der Preisunterschiede zwischen den Ländern werden jedoch für dieselben Waren und Dienstleistungen in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Mengen an nationalen Währungseinheiten benötigt. Die KKS werden berechnet, indem ein ökonomisches Aggregat eines Landes in Landeswährung durch die entsprechenden Kaufkraftparitäten dividiert wird. KKS ist der von Eurostat verwendete Fachbegriff für die gemeinsame Währung, in der die Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ausgedrückt werden, bereinigt um Preisniveauunterschiede unter Verwendung von Kaufkraftparitäten (KKP). KKP können daher als Wechselkurs für die Umrechnung zwischen KKS und Euro angesehen werden.

Liechtenstein in internationalen Datenbanken

Das Amt für Statistik liefert die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Liechtensteins jährlich an Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, und an die Statistikabteilung der Vereinten Nationen. Die Datenbanken dieser Organisationen sind online abrufbar und enthalten neben den Hauptaggregaten auch detaillierte Tabellen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der meisten Länder und Regionen der Welt. Für internationale Vergleiche werden die Wirtschaftsaggregate idealerweise zunächst in eine gemeinsame Währung umgerechnet, wobei die unterschiedlichen Preisniveaus der einzelnen Länder für Wohlstandsvergleiche berücksichtigt werden.

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Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Jahres 1998 publiziert. Zwischenzeitlich können die Ergebnisse über einen Zeitraum von 24 Jahren betrachtet werden.

Der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum wird mit dem BIP gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist oft ein Jahr. Verändert sich das BIP von einem Jahr zum nächsten, sprechen wir von positivem oder negativem Wachstum, je nach Vorzeichen der Veränderung. Die Grafik zeigt die Entwicklung des BIP von 1998 bis 2021 aufgeteilt in drei Zeiträume. Das BIP wuchs im Zeitraum von 1998 bis 2005 deutlich: Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 3.4% pro Jahr. Im Zeitraum von 2005 bis 2013 lag die Wachstumsrate bei 2.0% pro Jahr und im Zeitraum von 2013 bis 2021 belief sich die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt auf 2.2% pro Jahr.

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Produktionsleistung stark gestiegen

Das Bruttoinlandsprodukt der liechtensteinischen Volkswirtschaft wuchs im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 17.2% auf CHF 7‘046.1 Mio. Dieser deutliche Anstieg folgte auf den BIP-Einbruch von 6.0% im Pandemiejahr 2020 und einem Rückgang von 2.3% im Jahr 2019. In der am 10. März 2023 veröffentlichten „Schätzrechnung Bruttoinlandsprodukt 2021“ wurde für das Jahr 2021 noch von einem BIP-Wachstum von 9.2% ausgegangen. Revidierte Daten einer in Umstrukturierung befindlichen Konzerngesellschaft führten zu einer Korrektur des BIP-Wachstums in der VGR 2021. Mehr dazu ist unter „Methodik und Qualität“ im Abschnitt „Genauigkeit“ zu finden.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Beschäftigten (umgerechnet auf Vollzeitäquivalente im Jahresdurchschnitt) lag im Jahr 2021 bei rund 213‘000 Franken, gegenüber 179'000 Franken im Vorjahr. Dies entspricht einer Zunahme des BIP pro Beschäftigten von 18.9%.  Ländervergleiche mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner führen im Falle Liechtensteins zu irreführenden Ergebnissen. Aufgrund des hohen Anteils der im Ausland wohnhaften Arbeitskräfte an der Gesamtzahl der Beschäftigten in Liechtenstein – Ende 2021 lag ihr Anteil bei 56% – können vom BIP keine Rückschlüsse auf die Einkommenssituation der liechtensteinischen Bevölkerung gezogen werden. Für den Vergleich mit anderen Ländern eignet sich daher das BIP pro Beschäftigten, da alle in Liechtenstein arbeitenden Personen zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts beitragen.

Die Arbeitsproduktivität, gemessen als Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten, stieg um 17.9% auf rund 204'000 Franken im Jahr 2021. Die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten misst die Arbeitsproduktivität und drückt damit die Effizienz aus, mit welcher der Produktionsfaktor Arbeit im Produktionsprozess eingesetzt wird.

Einblick in die Struktur der Volkswirtschaft

Die Aufschlüsselung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nach institutionellen Sektoren gibt einen Einblick in die Struktur der Wirtschaft. Der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften leistete mit 75% den grössten Beitrag zur Wertschöpfung im Jahr 2021. 11% der Wertschöpfung entfielen auf den Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften. Finanzielle Kapitalgesellschaften sind vor allem Banken und Versicherungen in der Rechtsform der Aktiengesellschaft. Die restlichen 14% der Wertschöpfung verteilten sich auf den Sektor Staat mit 7% und die Sektoren private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck mit 7% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung.

Im Jahr 2021 betrug die Bruttowertschöpfung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften CHF 5‘050.7 Mio. (+17.5%), jene der finanziellen Kapitalgesellschaften CHF 769.1 Mio. (+24.0%) und jene der privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck auf CHF 480.9 Mio. (+6.1%). Der Staatssektor erwirtschaftete CHF 448.1 Mio. (+1.8%).

Drei grosse Wirtschaftszweige erbringen 40% der Bruttowertschöpfung

Im Jahr 2021 stieg die Bruttowertschöpfung um 16.1% gegenüber dem Vorjahr. Im vorangegangenen Pandemiejahr 2020 war ein gesamtwirtschaftlicher Wertschöpfungsrückgang von 5.9% zu verzeichnen.  Die Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft belief sich im Jahr 2021 auf CHF 6‘748.8 Mio. Die Wertschöpfung des Industriesektors betrug CHF 2‘832.6 Mio. (+16.9%) und diejenige des Dienstleistungssektors CHF 3‘904.5 Mio. (+15.6%). Der Landwirtschaftssektor erwirtschaftete CHF 11.7 Mio.

Die drei bedeutendsten Wirtschaftszweige der liechtensteinischen Wirtschaft trugen im Jahr 2021 zusammen über 40% zur gesamten Wertschöpfung bei. Auf den mit Abstand grössten Wirtschaftszweig, den Maschinenbau, entfiel ein Anteil von 18.9%. Auf die Finanz- und Versicherungsdienstleister entfielen 11.5% und auf den Wirtschaftszweig Rechts-, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung 9.8% der gesamten Bruttowertschöpfung Liechtensteins.

Im Industriesektor haben die beiden grössten Industriezweige ihre Bruttowertschöpfung deutlich gesteigert: der Maschinenbau um CHF 124.5 Mio. (+10.8%) und der Fahrzeugbau um CHF 67.9 Mio. (+32.2%). Zusammen erwirtschafteten diese zwei Wirtschaftszweige eine Wertschöpfung von CHF 1‘552.3 Mio., was bereits 54.8% der Bruttowertschöpfung des Industriesektors ausmacht. Fast sämtliche Industriezweige verzeichneten Zuwächse, lediglich der Bergbau (CHF -1.2 Mio. bzw. -10.5%), der Wirtschaftszweig „Kokerei, Mineralölverarbeitung; Herstellung chemischer, pharmazeutischer Erzeugnisse“ (CHF -1.4 Mio. bzw. -12.9%) und das Baugewerbe (CHF -10.6 Mio. bzw. -4.0%) mussten Einbussen verkraften.

Auch die drei Schwergewichte des Dienstleistungssektors, die Finanz- und Versicherungsdienstleister (CHF +147.9 Mio. bzw. +23.6%), der Wirtschaftszweig „Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung“ (CHF +59.2 Mio. bzw. +9.9%) sowie der Wirtschaftszweig „Handel; Instandhaltung, Reparatur Motorfahrzeuge“ (CHF +42.6 Mio. bzw. +9.8%) steigerten ihre Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr. Ihre Gesamtwertschöpfung belief sich im Jahr 2021 auf CHF 1‘910.2 Mio., was einem Anteil von 48.9% an der Wertschöpfung des Dienstleistungssektors entspricht. Ähnlich wie in der Industrie war auch im Dienstleistungssektor in fast allen Wirtschaftszweigen ein Wachstum zu beobachten. Lediglich die Wirtschaftszweige „Verkehr, Lagerei“ (CHF -3.2 Mio. bzw. -3.1%), „Gastgewerbe/ Beherbergung und Gastronomie“ (CHF -8.6 Mio. bzw. -21.8%), „Erziehung, Unterricht“ (CHF -7.0 Mio. bzw. -16.0%) und die Telekommunikation (CHF -1.2 Mio. bzw. -4.2%) mussten Rückgänge hinnehmen.

Die Einkommensseite der liechtensteinischen Volkswirtschaft

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) nahm im Jahr 2021 um 0.6% auf CHF 6‘487.2 Mio. zu.  Im 2020 waren es noch CHF 6‘446.4 Mio. gewesen.

Das BNE umfasst die Arbeits- und Vermögenseinkommen von Unternehmen, Staat und Einwohnern. Rein rechnerisch wird das BNE berechnet, indem der Saldo aus Arbeits- und Vermögenseinkommen zwischen Inländern und Ausländern zum BIP addiert wird.

Das Bruttonationaleinkommen pro Einwohner belief sich im Berichtsjahr wie im Vorjahr auf rund 166‘000 Franken.

Kapitalgesellschaften mit mehr Reserven

Die Volkseinkommenskonto gibt Auskunft über die Struktur der Einkommensseite. Es zeigt, welcher Anteil des Volkseinkommens an die privaten Haushalte, die Kapitalgesellschaften und den Staat geht. Die privaten Haushalte erhielten 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens in Form von Arbeitnehmerentgelten, Vermögenseinkommen und Betriebsüberschüssen der Selbstständigen. Die Kapitalgesellschaften erhielten 42% (20%) des Volkseinkommens aus ihrer unternehmerischen Tätigkeit und ihrem Vermögen. Der Staat erhielt 2% (3%) des Volkseinkommens in Form von Vermögenseinkommen. Es ist zu beachten, dass diese Aufschlüsselung die primären Einkommensströme vor Steuern und vor staatlichen Transfers wie Renten und Sozialleistungen darstellt und noch keine Informationen über das verfügbare Einkommen der einzelnen Gruppen liefert.

Im Jahr 2021 flossen 56% (2020: 78%) des Volkseinkommens oder CHF 2‘865.4 Mio. (CHF 3‘064.5 Mio.) an die privaten Haushalte. Das Einkommen der privaten Haushalte setzt sich aus den Arbeitnehmerentgelten, den Einkommen aus selbständiger Erwerbstätigkeit und den Vermögenseinkommen zusammen. Die privaten Haushalte erhielten CHF 49.7 Mio. mehr an Arbeitnehmerentgelten als im Vorjahr. Die Arbeitnehmerentgelte der erwerbstätigen Einwohner nahmen damit um 2.3% zu. Gleichzeitig stiegen die Einkommen der Selbstständigen um CHF 3.1 Mio. oder 5.2%. Demgegenüber sanken die Vermögenseinkommen der privaten Haushalte im Berichtsjahr um 29.5% und beliefen sich auf CHF 601.0 Mio., verglichen mit CHF 852.9 Mio. im Jahr 2020. Die privaten Haushalte erhalten vor allem Kapitalerträge in Form von Zinsen, Dividenden und Mieteinnahmen.

2021 entfielen 44% des Volkseinkommens auf die Kapitalgesellschaften und den Staat. Im Jahr 2020 waren es noch 23% gewesen. Grund dafür ist der Aufbau von Unternehmensreserven bei den Kapitalgesellschaften. Im Jahr 2020 hatten die unverteilten Einkommen der Kapitalgesellschaften noch CHF 548.6 Mio. betragen. Im Jahr 2021 stiegen die unverteilten Einkommen um CHF 1‘299.3 Mio. und betrugen CHF 1‘848.0 Mio. Die direkten Steuern der Kapitalgesellschaften stiegen im Berichtsjahr um CHF 44.5 Mio. auf CHF 265.8 Mio. Das gesamte unverteilte Einkommen der Kapitalgesellschaften (inkl. direkte Steuern der Kapitalgesellschaften) betrug 2021 CHF 2‘113.8 Mio., gegenüber CHF 770.0 Mio. im Vorjahr. An Vermögenseinkommen flossen dem Staat im Jahr 2021 CHF 106.9 Mio. zu, im Vorjahr waren es noch CHF 112.8 Mio. gewesen.

Pro Kopf der Bevölkerung betrug das Volkseinkommen im Jahr 2021 rund 130‘000 Franken. Im Vorjahr waren es noch 101‘000 Franken gewesen.

Anteil des Industriesektors in Liechtenstein deutlich höher

Die Schweiz verzeichnete im Jahr 2021 einen Anstieg des BIP um 6.7% und des Bruttonationaleinkommen um 8.7%. Liechtensteins Bruttowertschöpfung betrug im Jahr 2021 rund CHF 6.7 Mrd. Die Bruttowertschöpfung der Schweizer Volkswirtschaft war mit CHF 722.4 Mrd. 107 Mal grösser als diejenige Liechtensteins. In Liechtenstein hat der Industriesektor nach wie vor einen sehr hohen Anteil an der Bruttowertschöpfung. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil mit 42.0% rund 16 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Die Dienstleister trugen in Liechtenstein 57.9% zur gesamten Wertschöpfung bei. In der Schweiz lag der Wertschöpfungsanteil des Sektors 3 bei 73.0%. Der Wertschöpfungsanteil des Landwirtschaftssektors betrug in Liechtenstein 0.2% und in der Schweiz 0.6%.

Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren in Liechtenstein stark

Vergleicht man die Bruttowertschöpfung der beiden Länder nach Wirtschaftszweigen, so sticht der NOGA-Abschnitt Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren hervor. Mit rund 37% ist der Anteil in Liechtenstein über 18 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Der NOGA-Abschnitt „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ ist mit einem Anteil von rund 11% in Liechtenstein und rund 10% in der Schweiz in beiden Ländern von ähnlicher Bedeutung. Der NOGA-Bereich „Handel; Instandhaltung, Reparatur von Kraftfahrzeugen“ ist in der Schweiz deutlich stärker vertreten. Mit rund 14% ist der Anteil in der Schweiz über 7 Prozentpunkte höher als in Liechtenstein.

Der Kaufkraftstandard (KKS) ist eine künstliche Währungseinheit. Theoretisch kann mit einem KKS in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden. Aufgrund der Preisunterschiede zwischen den Ländern werden jedoch für dieselben Waren und Dienstleistungen in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Mengen an nationalen Währungseinheiten benötigt. Die KKS werden berechnet, indem ein ökonomisches Aggregat eines Landes in Landeswährung durch die entsprechenden Kaufkraftparitäten dividiert wird. KKS ist der von Eurostat verwendete Fachbegriff für die gemeinsame Währung, in der die Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ausgedrückt werden, bereinigt um Preisniveauunterschiede unter Verwendung von Kaufkraftparitäten (KKP). KKP können daher als Wechselkurs für die Umrechnung zwischen KKS und Euro angesehen werden.

Liechtenstein in internationalen Datenbanken

Das Amt für Statistik liefert die Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Liechtensteins jährlich an Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, und an die Statistikabteilung der Vereinten Nationen. Die Datenbanken dieser Organisationen sind online abrufbar und enthalten neben den Hauptaggregaten auch detaillierte Tabellen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der meisten Länder und Regionen der Welt. Für internationale Vergleiche werden die Wirtschaftsaggregate idealerweise zunächst in eine gemeinsame Währung umgerechnet, wobei die unterschiedlichen Preisniveaus der einzelnen Länder für Wohlstandsvergleiche berücksichtigt werden.

Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Jahres 1998 publiziert. Zwischenzeitlich können die Ergebnisse über einen Zeitraum von 24 Jahren betrachtet werden.

Der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum wird mit dem BIP gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist oft ein Jahr. Verändert sich das BIP von einem Jahr zum nächsten, sprechen wir von positivem oder negativem Wachstum, je nach Vorzeichen der Veränderung. Die Grafik zeigt die Entwicklung des BIP von 1998 bis 2021 aufgeteilt in drei Zeiträume. Das BIP wuchs im Zeitraum von 1998 bis 2005 deutlich: Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 3.4% pro Jahr. Im Zeitraum von 2005 bis 2013 lag die Wachstumsrate bei 2.0% pro Jahr und im Zeitraum von 2013 bis 2021 belief sich die Wachstumsrate im Jahresdurchschnitt auf 2.2% pro Jahr.

eTab – interaktive Tabellen

Methodik & Qualität

Zweck dieses Dokuments ist es, den Nutzerinnen und Nutzern Hintergrundinformationen über die Methodik und die Qualität der statistischen Informationen zu bieten. Dies ermöglicht, die Aussagekraft der Ergebnisse besser einzuschätzen.

Der Abschnitt über die Methodik orientiert zunächst über Zweck und Gegenstand der Statistik und beschreibt dann die Datenquellen sowie die Datenaufbereitung. Es folgen Angaben zur Publikation der Ergebnisse sowie wichtige Hinweise.

Der Abschnitt über die Qualität basiert auf den Vorgaben des Europäischen Statistischen Systems über die Qualitätsberichterstattung und beschreibt Relevanz, Genauigkeit, Aktualität, Pünktlichkeit, Kohärenz und Vergleichbarkeit der statistischen Informationen.

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) vermittelt ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen Vorgänge in Liechtenstein und dient als Grundlage für eine Vielzahl von Analysen. Die VGR FL stützt sich auf Verwaltungsdaten, die unter anderem im Zuge der Steuerveranlagung anfallen. Wie international üblich, werden zunächst die provisorischen Ergebnisse publiziert, um sie ein Jahr später aufgrund zusätzlicher Detailinformationen zu überarbeiten und als definitive Ergebnisse vorzulegen.

Liechtensteinische Volkswirtschaft stagniert

15.03.2024 - Gemäss ersten Berechnungen des Amtes für Statistik stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu laufenden Preisen im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr (-0.2%). Angesichts einer durchschnittlichen Jahresteuerung von 2.8 % im Jahr 2022 schrumpfte die Wirtschaftsleistung Liechtensteins gegenüber dem wachstumsstarken Jahr 2021.

Negatives Wirtschaftswachstum

Im Jahr 2022 betrug das BIP-Wachstum zu laufenden Preisen -0.2%. Ein Jahr zuvor war das nominale BIP um 17.2% gestiegen und hatte sich damit trotz der anhaltenden Pandemiesituation rasch von dem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 (-5.9 %) erholt.

Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Jahres 1998 veröffentlicht. Inzwischen können die Ergebnisse über einen Zeitraum von 25 Jahren betrachtet werden. Mit dem BIP wird der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist häufig ein Jahr. Verändert sich das BIP von einem Jahr zum nächsten, spricht man je nach Vorzeichen der Veränderung von einem positiven oder negativen Wachstum. Im Zeitraum von 1998 bis 2013 wuchs das BIP um durchschnittlich 2.7% pro Jahr. Für den in der Grafik dargestellten Zeitraum von 2013 bis 2022 liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate noch bei 1.9% pro Jahr.

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BIP auf Vorjahresniveau

Gemäss ersten Berechnungen liegt das nominale BIP im Jahr 2022 bei rund CHF 7.0 Mrd. und bleibt damit auf dem Niveau des Vorjahres, was bei einer durchschnittlichen jährlichen Inflation von 2.8 % im Jahr 2022 einen Rückgang des nominalen BIP bedeutet.

Das BIP dient als Mass für die Produktionsleistung einer Volkswirtschaft. Das BIP umfasst im Wesentlichen die in Geld ausgedrückte Wertschöpfung, die durch die Produktionstätigkeit der gebietsansässigen Einheiten während eines Jahres entstanden ist.

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Negatives Wirtschaftswachstum

Im Jahr 2022 betrug das BIP-Wachstum zu laufenden Preisen -0.2%. Ein Jahr zuvor war das nominale BIP um 17.2% gestiegen und hatte sich damit trotz der anhaltenden Pandemiesituation rasch von dem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 (-5.9 %) erholt.

Die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (VGR FL) wurde im November 2000 zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Jahres 1998 veröffentlicht. Inzwischen können die Ergebnisse über einen Zeitraum von 25 Jahren betrachtet werden. Mit dem BIP wird der Gesamtwert der Produktion in einem bestimmten Zeitraum gemessen. Der betrachtete Zeitraum ist häufig ein Jahr. Verändert sich das BIP von einem Jahr zum nächsten, spricht man je nach Vorzeichen der Veränderung von einem positiven oder negativen Wachstum. Im Zeitraum von 1998 bis 2013 wuchs das BIP um durchschnittlich 2.7% pro Jahr. Für den in der Grafik dargestellten Zeitraum von 2013 bis 2022 liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate noch bei 1.9% pro Jahr.

BIP auf Vorjahresniveau

Gemäss ersten Berechnungen liegt das nominale BIP im Jahr 2022 bei rund CHF 7.0 Mrd. und bleibt damit auf dem Niveau des Vorjahres, was bei einer durchschnittlichen jährlichen Inflation von 2.8 % im Jahr 2022 einen Rückgang des nominalen BIP bedeutet.

Das BIP dient als Mass für die Produktionsleistung einer Volkswirtschaft. Das BIP umfasst im Wesentlichen die in Geld ausgedrückte Wertschöpfung, die durch die Produktionstätigkeit der gebietsansässigen Einheiten während eines Jahres entstanden ist.

Methodik der Schätzrechnung

Kurzbeschrieb

Die BIP-Schätzrechnung stützt sich im Wesentlichen auf die Daten der Steuerverwaltung zu den steuerpflichtigen Unternehmen, soweit diese zu diesem Zeitpunkt bereits vorliegen, sowie auf die Rechnungsergebnisse der Einheiten im Sektor Staat (Land, Gemeinden, Sozialversicherungen) und der Versicherungen. Der BIP-Beitrag der steuerpflichtigen Unternehmen, die von der Steuerverwaltung noch nicht erfasst wurden, wird auf der Basis der Vorjahresergebnisse hochgerechnet. Zum Zeitpunkt der Schätzrechnung fehlen auch noch die Rechnungsergebnisse einiger grosser Unternehmen.

Der Wertschöpfungsbeitrag der steuerpflichtigen Unternehmen zum BIP liegt bei rund 75% bis 80%, während der Sektor Staat einen Beitrag zwischen 7% und 8% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung abdeckt. Die Versicherungen tragen zwischen 1% und 4% zur Wertschöpfung bei. Insgesamt sind damit bereits Basisdaten zu mehr als 90% des BIP in die Schätzrechnung eingeflossen. Die restlichen 7% bis 9% der Wertschöpfung entfallen auf die Landwirtschaft, die privaten Haushalte und die privaten Organisationen ohne Erwerbszweck. Für diese Einheiten werden die Vorjahresergebnisse verwendet, sofern nicht bereits aktuelle Ergebnisse vorliegen.

Datensituation

Die verschiedenen Basisdaten für die Berechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) stehen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zur Verfügung. Die Angaben zum Sektor Staat liegen acht Monate nach Abschluss des Berichtsjahres vollständig vor und können deshalb bereits für die Schätzrechnung im Kontensystem erfasst werden. Anders verhält es sich mit den Daten der steuerpflichtigen Unternehmen. Diese müssen ihre Steuererklärungen innert sechs Monaten nach Bilanzstichtag bei der Steuerverwaltung einreichen. In begründeten Fällen gewährt die Steuerverwaltung Fristverlängerungen von bis zu sechs Monaten. Somit kann die Steuerverwaltung frühestens nach einem Jahr erste vorläufige Daten für die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bereitstellen. Zum Zeitpunkt der BIP-Schätzrechnung liegen in der Regel die Ergebnisse der 25 grössten steuerpflichtigen Unternehmen überprüft vor. Diese 25 grossen Unternehmen erwirtschaften mehr als 40% der Wertschöpfung der steuerpflichtigen Unternehmen. Die Daten der zum Zeitpunkt der Schätzrechnung vorliegenden Unternehmen fliessen vollständig in die Schätzrechnung ein. Die Ergebnisse der übrigen noch nicht erfassten Unternehmen werden mittels eines Hochrechnungsfaktors auf der Basis der Vorjahresergebnisse geschätzt.

Genauigkeit

Bei der BIP-Schätzung wurde aufgrund der durchgeführten Testrechnungen von einer Genauigkeit von +/– 3% ausgegangen. Die erste BIP-Schätzrechnung wurde für das Berichtsjahr 2007 durchgeführt. Für die BIP-Schätzrechnung 2010 wurde die Methode für das Berechnungsverfahren verfeinert und die Datenerfassung für den Versicherungsbereich ausgebaut. Die BIP-Schätzung 2021 lag um -6.8% unter dem provisorischen BIP der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2021 und erreichte somit die erforderliche Genauigkeit nicht.

Der für die BIP-Schätzrechnung 2021 verarbeitete Steuerdatensatz enthielt auch erste vorläufige Daten eines grossen Konzernunternehmens, dessen Umstrukturierung und die des Konzerns im Berichtsjahr abgeschlossen wurden. Die Daten der Konzerngesellschaft führten zu einer Unterschätzung der Gesamtwertschöpfung in Liechtenstein und damit zu einer erheblichen Verzerrung der Berechnung der BIP-Schätzung 2021. Die in der VGR 2021 verwendeten definitiven Daten der Konzerngesellschaft wirkten sich positiv auf die Wertschöpfung in Liechtenstein aus. Ohne diesen Fehler wäre die geschätzte Berechnung für 2021 nur um -2.2% vom vorläufigen BIP der VGR abgewichen.

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