Unfallversicherer 2023
177 Unfälle pro 1‘000 versicherte Beschäftigte
Im Berichtsjahr 2023 waren bei den 8 aktiven Versicherern der Unfallversicherung total 5‘571 Betriebe mit 36‘470 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente (VZÄ)) und einer Lohnsumme von CHF 3‘167.4 Mio. versichert. Die Anzahl der registrierten Betriebe und die versicherte Lohnsumme nahmen im Vorjahresvergleich um 3.7% bzw. 3.9% zu. Die Anzahl der versicherten Beschäftigten (VZÄ) erhöhte sich um 1.0%.
Insgesamt wurden im Jahr 2023 bei den Versicherern 6‘456 Unfälle registriert. Dieser Wert liegt 4.1% unter dem Vorjahreswert und pro 1‘000 versicherte Beschäftigte wird ein Quotient von 177 berechnet. Dies ist der tiefste Werte in der Zeitreihe seit 2004 und gleich hoch wie 2020 während der Covid-19-Pandemie.
Unfälle gehen um 4% zurück
Im Berichtsjahr 2023 wurden 6'456 Unfälle registriert. Dies entspricht einer Abnahme von 4.1% gegenüber dem Vorjahr und im zehnjährigen Zeitfenster einer Veränderung von +0.3% pro Jahr. Im Vorjahresvergleich gingen die Anzahl der Berufsunfälle um 6.5% auf 1'778 Unfälle und die Freizeitunfälle um 3.3% auf 4'663 Unfälle zurück. Drei von vier Unfälle passieren in der Freizeit und entsprechend jeder vierte bei der Arbeit. Unfälle, die in der Freiwilligen Versicherung registriert werden, sind mit 0.2% selten.
Die Anzahl der Versicherer reduzierte sich 2023 um einen Anbieter auf 8 Versicherer. Diese versicherten im Berichtsjahr 5'571 Betriebe, demnach 3.7% mehr als im Vorjahr und 36'470 Vollzeitäquivalente (VZÄ), was einer Zunahme von 1.0% entspricht. Die versicherte Lohnsumme stieg um 3.9% auf CHF 3'167.4 Mio. Im Zehnjahresvergleich steigt das Versicherungsvolumen stetig, pro Jahr mit +0.3% bei den Betrieben, +0.2% bei den Beschäftigten und +0.3% bei der versicherten Lohnsumme.
2023 wurden die Nettoprämientarife aller drei Versicherungszweige gesenkt: in der Berufsunfallversicherung ging der Tarif von 3.03‰ auf 2.91‰ und in der Nichtberufsunfallversicherung von 9.04‰ auf 8.53‰ zurück. Die grösste Differenz ist bei der Freiwilligen Versicherung mit einem Rückgang von 20.23‰ auf 17.58‰ zu beobachten.
Die durchschnittliche Prämienbelastung für die Berufsunfallversicherung hat gegenüber 2022 um 11.3% auf CHF 338 zugenommen. Bei der Nichtberufsunfallversicherung wird ein Anstieg von 2.2% auf CHF 969 berechnet.
Die gesamten Leistungen für Unfälle im Rechnungsjahr 2023 belaufen sich auf CHF 33.6 Mio., daraus resultiert ein Durchschnittbetrag von CHF 5'198 pro Unfall. Gegenüber dem Vorjahr sind dies 1.9% mehr, im 10-jährigen Vergleich seit 2014 erhöht sich der Betrag pro Jahr um 0.2%. Das Minimum in dieser Zeitspanne wird mit CHF 4'504 (2019) und das Maximum mit CHF 5’862 (2021) ausgewiesen.
Unfälle mit Invaliditätsfolge sind weniger häufig
Der Anteil der Unfälle mit Invaliditätsfolge geht insgesamt zurück, seit 2014 mit 17 Unfällen im Durchschnitt um 9.4% pro Jahr. 2022 und 2023 wurden jeweils 7 Unfälle mit Invaliditätsfolge bei den Versicherern registriert. Ebenso sind Unfälle mit Todesfolge weniger häufig, im Durchschnitt wurden zwischen 2004-2013 vier Todesfälle und zwischen 2014-2023 zwei Todesfälle gezählt.
Die Entwicklung der Gesamtzahl der Unfälle lässt sich anhand der Anzahl Unfälle pro 1'000 Versicherte gut einschätzen. Dieser Kennwert reduziert sich seit 2009 mit 242 Unfällen pro 1'000 Versicherte praktisch kontinuierlich auf 177 Unfälle pro 1'000 Versicherte im Berichtsjahr.
Ungleiche Verteilung von Risiken in Wirtschaftszweigen
Die Betrachtung der Kennwerte verschiedener Wirtschaftszweige basiert auf der Auswertung der Risikodaten.
Werden in der Berufsunfallversicherung (BU) die Kennwerte zwischen verschiedenen Wirtschaftszweigen verglichen, fallen die markanten Unterschiede zwischen den Kategorien K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und F Baugewerbe auf. Im genannten Wirtschaftszweig des Dienstleistungssektors ist der Anteil der versicherten Lohnsumme mit 24.8% höher als der Anteil der Vollzeitäquivalente (VZÄ) mit 11.9%, d.h. sie verdienen im Verhältnis überdurchschnittlich und gelten mit 3.6% Anteil an Unfällen und mit 3.0% Anteil an Leistungen als risikoarm. Im Baugewerbe verhält es sich anders: Die versicherte Lohnsumme liegt mit 5.0% insgesamt 1.4 Prozentpunkte unter dem Anteil an Beschäftigten von 6.4%. Die Unfälle und die damit verbundenen Leistungen hingegen sind mit 22.6% respektive 27.4% deutlich höher. Generell ist anzumerken, dass für die Betriebe ein risikogerechtes Prämienvolumen berechnet wird: Je grösser die versicherte Lohnsumme und je höher das Risiko eines Wirtschaftszweiges, desto höher fällt das berechnete Prämienvolumen aus.
In den Risikodaten werden die Leistungen bzw. Regressforderungen über mehrere Jahre laufend nacherfasst, weshalb Unfälle im Laufe der Zeit die Grössenklasse wechseln können. Gut die Hälfte aller Folgen von Berufsunfällen (56.8%) konnten 2023 mit einem relativ kleinen finanziellen Aufwand von CHF 1’000 oder weniger behandelt werden. Weitere 40.7% der Berufsunfälle verursachten Heilungskosten von CHF 1’001 bis CHF 10'000. 2.5% der Berufsunfälle entfielen auf die teuersten Kategorien von CHF 10'001 und mehr an Heilungskosten.
Die Versicherer der Berufsunfallversicherung weisen 2023 Gesamterträge von CHF 13.2 Mio. aus, die sich in CHF 12.3 Mio. Prämieneinnahmen und CHF 0.8 Mio. Kapitalerträge/Regresseinnahmen gliedern. Auf der Aufwandseite werden die Versicherungsleistungen (inkl. Teuerungszulagen) mit CHF 13.1 Mio. und weitere Aufwendungen wie Verwaltung, Steuern und sonstiger Aufwand mit CHF 1.9 Mio. geführt. Daraus resultiert ein negatives Betriebsergebnis von CHF -1.8 Mio. Nach Auskunft des Amts für Gesundheit liegt dies einerseits am gestiegenen Umlagebeitrag zur Finanzierung der Teuerungszulagen, der bei der BU von 12% auf 20% des Nettoprämientarifs erhöht wurde. Andererseits hängt das negative Ergebnis mit der Senkung des technischen Zinssatzes von 1.5% auf 0.5% zusammen, welcher eine Erhöhung des Deckungskapitals für gesprochene Renten erfordert.
Das Betriebsergebnis der BU war von 2007 bis 2019 positiv, nun aber zum vierten Mal in Folge negativ.
Pro Freizeitunfall wurden CHF 5'500 an Leistungen bezahlt
Nachdem bei der Nichtberufsunfallversicherung (NBU) 2022 im 10-jährigen Vergleich mit 4'822 Freizeitunfällen ein Höchstwert ausgewiesen wurde, ging die Anzahl 2023 mit 4'663 Unfällen zurück. Für diese Unfälle wurden insgesamt Leistungen von CHF 25.6 Mio. verbucht, woraus sich pro Unfall ein Durchschnittsbetrag von CHF 5'500.- ergibt. Dieser Wert fällt etwas höher aus als der Mittelwert der fünf Vorjahre von CHF 5'302.- Im 10-jährigen Vergleich sind die Leistungen pro Unfall mit einer Zunahme von 0.2% pro Jahr steigend.
Die Nichtberufsunfallversicherung wies 2023 ein Prämiensoll von CHF 35.0 Mio. aus, ergänzend dazu kamen Kapitalerträge und Regresseinnahmen von CHF 2.5 Mio. Das Total der Erträge belief sich damit auf CHF 37.4 Mio., 12.5% mehr als 2022. Auf der Aufwandseite sind die Versicherungsleistungen (inkl. Teuerungszulagen) mit CHF 32.5 Mio. geführt, sowie Ausgaben für Verwaltung Steuern und sonstige Aufwendungen von CHF 5.3 Mio. Das Betriebsergebnis ist mit CHF -0.3 Mio. negativ. Nach Auskunft des Amts für Gesundheit liegt dies analog zur Berufsunfallversicherung ebenfalls einerseits am gestiegenen Umlagebeitrag zur Finanzierung der Teuerungszulagen, der bei der NBU von 9% auf 13% des Nettoprämientarifs erhöht wurde. Andererseits hängt das negative Ergebnis mit der Senkung des technischen Zinssatzes von 1.5% auf 0.5% zusammen, welcher eine Erhöhung des Deckungskapitals für gesprochene Renten erfordert.
Das Betriebsergebnis der NBU war von 2006 bis 2019 positiv, nun aber zum vierten Mal in Folge negativ.
Freiwillige Versicherung mit stabilem Betriebsergebnis
Im Berichtsjahr 2023 wurde mit 6 Versicherer der Freiwilligen Versicherung ein Anbieter weniger gezählt als im Vorjahr. Die Anzahl der versicherten Betriebe war gegenüber dem Vorjahr mit 94 Betrieben unverändert, die Lohnsumme erhöhte sich um 4.2% auf CHF 7.8 Mio.
Die Freiwillige Versicherung weist ein negatives Ergebnis von CHF -245'451 aus, das tiefste seit 2002 mit CHF -323’132. Die Grafik zeigt das stark schwankende Betriebsergebnis mit einem Minimum von CHF -245'451 (2023) und einem Maximum von CHF 235'257 (2017) in Abhängigkeit der Versicherungsleistungen (inkl. Teuerungszulagen).
Das Prämiensoll der Freiwilligen Versicherung beträgt im Berichtsjahr CHF 182’208 und liegt damit 4.3% unter dem Vorjahreswert. Generell ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der geringen Anzahl Policen immer auch grössere Schwankungen möglich sind.
2023 wurden bei der Freiwilligen Versicherung 15 Unfälle gemeldet. Davon hatte keiner Invalidität oder den Tod zur Folge. Die Aufwendungen pro Unfall fielen mit einem Betrag von CHF 9’173 um durchschnittlich 26.7% tiefer aus als 2022. Die Leistungen beliefen sich in Summe auf CHF 137’592 und lagen damit 9.9% höher als im Vorjahr. Über die letzten zehn Jahre betrachtet, gab es eine Veränderung von durchschnittlich +1.0% pro Jahr. Grundsätzlich ist die aus den geringen Fallzahlen resultierende grosse Bandbreite der Leistungen zu erwähnen, welche für die letzten zehn Jahre durch ein Minimum von CHF 102'553 (2015) und ein Maximum von CHF 182'346 (2018) definiert wird.
Negatives Betriebsergebnis von CHF 2.3 Mio.
Über alle Versicherungszweige betrachtet wird 2023 ein negatives Betriebsergebnis von CHF 2.3 Mio. ausgewiesen. Im Vorjahr war das Defizit mit von CHF 9.1 Mio. noch deutlich grösser. Allerdings fällt auf, dass das Betriebsergebnis seit 2015 mit einem Plus von CHF 18.9 Mio. fast kontinuierlich sinkt – die einzige Ausnahme ist 2018 mit CHF 11.5 Mio. – und seit 2020 negativ ist.
Nach Auskunft des Amts für Gesundheit liegt dies einerseits am gestiegenen Umlagebeitrag zur Finanzierung der Teuerungszulagen, der sich bei der BU von 12% auf 20% und bei der NBU von 9% auf 13% des Nettoprämientarifs erhöht hat. Andererseits hängen die negativen Ergebnisse mit der Senkung des technischen Zinssatzes von 1.5% auf 0.5% zusammen, welcher eine Erhöhung des Deckungskapitals für gesprochene Renten erfordert. Ergänzend dazu ist das Abwicklungsergebnis der Schadensrückstellungen bei einzelnen Versicherern stark negativ. Dies ist eine Folge von zu niedrigen Rückstellungen, die pro Schadenfall angelegt werden. Allerdings variieren die Berechnungen der Schadenrückstellungen der einzelnen Versicherer und die Ergebnisse können sehr unterschiedlich ausfallen.
Ländervergleich: Unfälle und Leistungen nach Sektor
Die Risikodaten der Unfallversicherer erlauben eine Auswertung der Informationen nach Wirtschaftssektor und ermöglichen einen detaillierteren Vergleich mit der Schweiz. Die Grafik illustriert die Verteilung der Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten (VZÄ), der Unfälle und der Leistungen der Berufsunfallversicherung nach Wirtschaftssektor in Liechtenstein und der Schweiz im Jahr 2022. Beim Betrachten dieser drei Kennzahlen wird ersichtlich, dass der 2. Sektor Industrie der risikoreichste ist. Auf diesen Sektor entfiel in Liechtenstein ein Anteil von 39% der Beschäftigten (Vollzeitäquivalente (VZÄ)), aber 51% der Unfälle. Gleichermassen verhält es sich in der Schweiz: Der Anteil an VZÄ im Industriesektor ist mit 25% zwar tiefer, doch die Verhältnisse der Anteile an Unfällen zu Vollzeitäquivalenten ist in beiden Ländern mit 1.3 respektive 1.4 sehr ähnlich.
In Sektor 3 Dienstleistungen wurden im Verhältnis zu den Beschäftigten weniger Unfälle registriert. Während in Liechtenstein 61% der Beschäftigten diesem Sektor angehörten, wurden aus diesem Bereich lediglich 48% der Berufsunfälle gemeldet, woraus sich ein Verhältnis von 0.8 ergibt. In der Schweiz entfielen auf den Dienstleistungssektor 75% der VZÄ, der entsprechende Anteil an Berufsunfällen lag bei 64%. Mit einem Verhältnis von 0.9 verunfallen Beschäftigte im Dienstleistungssektor in der Schweiz ähnlich häufig wie Liechtenstein mit 0.8.
Der Landwirtschaftssektor ist in beiden Ländern mit einem Anteil von 0.7% bzw. 0.8%, gemessen am Total der VZÄ beschäftigungsmässig von geringerer Bedeutung.
Für die Nichtberufsunfallversicherung ist eine Aufteilung nach Wirtschaftszweig nicht sinnvoll, da über diese lediglich Freizeitunfälle versichert werden. Wie bereits in den Vorjahren lässt sich aber beobachten, dass auch 2023 Freizeitunfälle deutlich häufiger sind. In Liechtenstein wurden auf 1'000 Beschäftigte (VZÄ) 129 Freizeitunfälle und 49 Berufsunfälle gemeldet.
eTab – interaktive Tabellen
463.001 Unfallversicherer nach Referenzgrösse und Versicherungszweig seit 2005 463.002 Unfälle und Unfälle pro 1000 versicherte Beschäftigte nach Versicherungszweig und Art des Unfalls seit 2005 463.003 Betriebsrechnung in CHF nach Bilanzposition und Versicherungszweig seit 2005 463.004 Versicherungsleistungen nach Versicherungszweig und Kostenart seit 2005 463.005 Leistungen und Leistungen pro Unfall nach Versicherungszweig seit 2005Methodik & Qualität
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