Gesundheitszustand 2022
Ergebnisse der Gesundheitsbefragung 2022
29.11.2024 - Alle fünf Jahre erhebt das Amt für Statistik Informationen über die Gesundheit der liechtensteinischen Bevölkerung. In der dritten Gesundheitsbefragung 2022 wurden 982 zufällig ausgewählte Personen in Liechtenstein befragt. Die Ergebnisse wurden in drei Publikationen auf dem Statistikportal veröffentlicht:
Gesundheitsrelevante Verhaltensweisen wie körperliche Aktivität, Ernährung oder Alkoholkonsum sowie die Nutzung von Geldspielangeboten oder digitalen Medien gehören zu den Gesundheitsdeterminanten. Ebenfalls hier enthalten sind die Bedingungen beim Wohnen und bei der Arbeit.
Ein zweiter Block besteht aus Angaben zum Gesundheitszustand. Hier wurde nach der Häufigkeit von Krankheiten und Beschwerden, aber auch nach der psychischen Gesundheit und dem Medikamentenkonsum gefragt. Im Jahr 2022 wurden zusätzlich Informationen zum Gesundheitszustand in Bezug auf die Covid-19-Pandemie erhoben.
In einer dritten Publikation werden Informationen zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems präsentiert. Neben Daten zu Arztkonsultationen werden auch Daten zur Behandlung psychischer Probleme sowie zu para- und komplementärmedizinischen Leistungen dargestellt. Ebenso werden Daten zur medizinischen und pflegerischen Versorgung im Spital, zu Hause oder in informellen Strukturen sowie zur Prävention zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen Informationen zu weiteren Themen wie Organspende oder Grippeimpfungen.
Grossteil schätzt sich als gesund ein
Wie bereits in den letzten Befragungen schätzen 86% der Bevölkerung ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein. Die über 65-Jährigen sind mit 78% weniger stark vertreten als die jüngeren Altersgruppen mit 90% bzw. 86%. Ein grosser Unterschied besteht bei der Betrachtung nach dem Bildungsstand. Lediglich zwei Drittel der Personen mit einem Abschluss der obligatorischen Schule (höchster Abschluss) schätzen ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein, während sich 92% der Personen mit einem Tertiärabschluss in dieser Kategorie sehen.
Auf die Frage nach einer chronischen oder andauernden Krankheit oder einem andauernden Gesundheitsproblem antworten dennoch 37% der Bevölkerung mit «ja». Auch hier zeigt sich ein Unterschied zwischen den Altersgruppen und dem Bildungsniveau: 53% der über 65-Jährigen und 52% der Personen mit obligatorischem Schulabschluss haben ein andauerndes oder chronisches gesundheitliches Problem.
Im Allgemeinen ist die Gesundheit für die liechtensteinische Bevölkerung ein wichtiges Thema. Für 72% beeinflussen Gedanken an die Gesundheit den Lebensstil und für 20% bestimmen sie sogar das Leben. 8% kümmern sich nicht um ihre Gesundheit.
Jede dritte Person hat eine Allergie
Von den abgefragten Krankheiten und Gesundheitsproblemen sind Allergien mit Abstand am häufigsten. 31% der Bevölkerung leiden darunter. Besonders betroffen sind die 15 bis 39-Jährigen mit 40%. An zweiter Stelle stehen Arthrose und Arthritis (14%). Frauen sind hierbei stärker vertreten als Männer (17% zu 10%). Am häufigsten kommen diese Krankheiten aber bei den über 65-Jährigen vor (30%). Weitere Leiden, die mindestens 5% der Bevölkerung betreffen sind Asthma (5%), Angststörungen (7%), Depressionen (8%) und Osteoporose (6%).
Diagnose Bluthochdruck für 32% der Bevölkerung
Bei fast jeder dritten Person wurde bereits Bluthochdruck diagnostiziert (32%). Aktuell unter Bluthochdruck leiden 2022 noch 21%. Davon sind Männer tendenziell stärker betroffen. Aufgrund des Vertrauensintervalls ist dies aber mit Vorsicht zu interpretieren. Die Diagnose haben Männer mit 38% aber deutlich häufiger erhalten als Frauen mit 27%. So auch die Diagnose eines zu hohen Cholesterinspiegels: 29% der Männer und 21% Frauen. Nach aktuellem Stand weisen insgesamt 17% zu hohe Blutfettwerte auf. Deutlich seltener tritt Diabetes auf. Mit 5% ist jede zwanzigste Person in Liechtenstein zuckerkrank.
Mehr als die Hälfte leidet unter körperlichen Beschwerden
Mit 23% ist fast ein Viertel der liechtensteinischen Bevölkerung von starken körperlichen Beschwerden betroffen. Vor allem Frauen, von denen 28% starke Beschwerden angeben und jüngere Personen zwischen 15 und 39 Jahren (32%) fallen in diese Kategorie. Nicht starke aber doch einige Beschwerden haben 33% der Bevölkerung. Hier gleichen sich die Alterskategorien an: In allen sind zwischen 32% und 35% der Personen betroffen.
Die häufigsten körperlichen Beschwerden sind Rücken- oder Kreuzschmerzen. Sie traten in den letzten vier Wochen vor der Befragung bei insgesamt 46% der Bevölkerung auf. Ebenfalls häufig mit 45% sind allgemeine Schwäche, Müdigkeit und/oder Energielosigkeit. Während gut jede zweite Frau darunter leidet, sind es bei den Männern nur gut jeder Dritte. Etwa gleich fallen Schmerzen in den Schultern, im Nacken und/oder in den Armen ins Gewicht, mit insgesamt 41%, bei den Frauen 50% und bei den Männern 32%. Insgesamt etwas seltener, aber in der gleichen Verteilung kommen Kopfschmerzen, Druck im Kopf oder Gesichtsschmerzen bei 35% und Einschlaf- oder Durchschlafstörungen bei 38% der Bevölkerung vor. In pathologischer Weise treten Schlafstörungen bei 8% auf. 21% berichten von mittelschweren Schlafstörungen. Damit sind 72% der Bevölkerung nicht oder nur wenig hiervon betroffen.
Mehr Depressionen als 2012
Waren 2012 noch 76% der Bevölkerung ohne Depressionssymptome, sind es 2022 nur mehr 68%. Leichte Symptome treten bei 23% auf. Aufgrund der geringen Fallzahlen bei schwereren Fällen und innerhalb der einzelnen Kategorien (Geschlecht, Alter, Bildungsstand) lassen sich allerdings kaum konkrete Schlüsse zur Verteilung ziehen.
Allgemein ist die psychische Belastung beim Grossteil der Bevölkerung niedrig, nämlich bei 86%. Von den über 65-Jährigen geben dies sogar 92% an. Dementsprechend ist der Anteil der 15 bis 39-Jährigen, der mittlerer psychischer Belastung ausgesetzt ist mit 17% höher als derjenige der gesamten Bevölkerung (10%). In der Zeitreihenbetrachtung zeigt sich tendenziell eine Verschiebung der psychischen Belastung von den Älteren zu den Jüngeren. So war 2012 der Anteil unter den 40 bis 65-Jährigen noch höher als derjenige der jüngeren Alterskategorie. Aufgrund der grossen Vertrauensintervalle ist dies aber mit Vorsicht zu interpretieren.
Sowohl die Überzeugung die Kontrolle über das eigene Leben zu haben als auch die Energie und Vitalität bleiben über die letzten beiden Befragungen (seit 2017) stabil hoch bei über 40% der Bevölkerung. Ebenfalls kaum verändert haben sich die sozialen Komponenten. Mit 54% berichtet mehr als die Hälfte der Befragten von einer starken sozialen Unterstützung in ihrem Umfeld. Bei 9% ist diese jedoch gering. Tendenziell sind davon eher ältere Personen betroffen (15%). Dies spiegelt sich auch bei der Frage nach Vertrauenspersonen wider. 68% der über 65-Jährigen haben mehrere Personen, die ihnen nahestehen und mit denen sie über Probleme reden können, während dieser Anteil bei den 15 bis 39-Jährigen bei 82% liegt. Insgesamt haben 97% der Bevölkerung eine oder mehrere Vertrauenspersonen in ihrem Umfeld. Dennoch fühlen sich 29% manchmal einsam. Besonders betroffen sind die 15- bis 39-Jährigen mit einem Anteil von 41%. Im Vergleich dazu sind es bei den über 65-jährigen 23%. Nie einsam fühlen sich 68%. Im Allgemeinen wir die eigene Lebensqualität von 94% der Bevölkerung als gut oder sehr gut eingeschätzt, dies konstant über die Jahre, Geschlechter, Altersgruppen und über den Bildungsstand hinweg.
Frauen nehmen mehr Schmerzmittel als Männer
Auf die Frage, ob in den letzten 7 Tagen vor der Befragung Medikamente eingenommen wurden, antworteten 52% der liechtensteinischen Bevölkerung mit «ja». Im Allgemeinen zeichnet sich die Tendenz ab, dass Frauen hier stärker vertreten sind, dies liegt vor allem an Schmerzmitteln. Der Anteil der Frauen, die Schmerzmittel eingenommen haben ist mit 27% fast doppelt so hoch wie der Anteil der Männer mit 15%. In der Gesamtbevölkerung sind es 21%.
Ebenfalls häufig konsumiert werden Mittel gegen Bluthochdruck (18%). Medikamente gegen zu hohe Cholesterinwerte nehmen 13% und Herzmedikamente 9% der Bevölkerung. 4% sind auf Medikamente gegen Depression angewiesen. Bei diesen Medikamenten ist kein Geschlechterunterschied mehr festzustellen.
Covid-19 und Einsamkeit
In der Gesundheitsbefragung 2022 wurden Angaben erhoben, die sich explizit auf die 2022 noch auslaufende Covid-19-Pandemie beziehen. So wurde gefragt, wie häufig sich die Personen im Vergleich zu vor der Pandemie einsam fühlen. 80% sehen für sich keine Veränderung in dieser Hinsicht. Jede zehnte Person fühlt sich häufiger einsam. Ein gleich grosser Teil der Bevölkerung fühlt sich 2022 sogar seltener einsam als noch vor der Pandemie. Wird dieselbe Frage in Bezug auf den allgemeinen Gesundheitszustand gestellt, fällt das Ergebnis anders aus. Mit 14% schätzen doppelt so viele Menschen ihre Gesundheit als schlechter ein im Vergleich zu vor der Pandemie als sich Personen gesünder fühlen (7%). Gut drei Viertel (79%) empfinden keine Veränderung.
Auf die Frage nach der Covid-19-Impfung antwortet 2022 die Mehrheit mit «ja» (84%). In dieser Zahl sind auch die Personen enthalten, die zum Zeitpunkt der Befragung eine Impfung planten.
Methodik & Qualität
Zweck dieses Dokuments ist es, den Nutzerinnen und Nutzern Hintergrundinformationen über die Methodik und die Qualität der statistischen Informationen zu bieten. Dies ermöglicht, die Aussagekraft der Ergebnisse besser einzuschätzen.
Der Abschnitt über die Methodik orientiert zunächst über Zweck und Gegenstand der Statistik und beschreibt dann die Datenquellen sowie die Datenaufbereitung. Es folgen Angaben zur Publikation der Ergebnisse sowie wichtige Hinweise.
Der Abschnitt über die Qualität basiert auf den Vorgaben des Europäischen Statistischen Systems über die Qualitätsberichterstattung und beschreibt Relevanz, Genauigkeit, Aktualität, Pünktlichkeit, Kohärenz und Vergleichbarkeit der statistischen Informationen.